Daniel Bischof

Dr. phil – Psychoanalytiker

Fachpsychologie für Psychotherapie FSP

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Man ist nie so sehr bei sich, als wenn man sich verliert.

Wer je schon einen Menschen erlebt hat, der sich verloren hat, der nicht mehr weiss, wer er ist, was sie will und was Andere für ihn bedeuten, hat Mühe, einem solchen Zustand etwas Positives abzugewinnen. Und wer gar selbst schon einmal in dieser Lage war, wünscht sich unter Umständen alles andere, als wieder daran erinnert zu werden. Es ist also ein gewagter Satz, der unter Umständen auch als zynisch aufgefasst werden kann. Wie ihn Robert Musil in seinem Theater-Stück ‘Die Schwärmer’ genau verstanden hat, vermag ich nicht zu sagen, er wird von Thomas, einer Figur im Stück, mehr so dahingeworfen. Doch er verhakt sich merkwürdig in meinem Sinn.
Was ist gemeint, mit ‘sich verlieren’? Es könnte ja auch sein, dass man etwas verliert, von dem man immer gedacht hat, es würde einem helfen, das Leben besser zu bewältigen, etwas, das einem unempfindlicher macht gegen einen Zustand des Nicht-Verstehens, der Unsicherheit oder des Schmerzes. Hat man sich selbst verloren, steht man ohne diesen Schutzmantel da. Nackt und ungeschützt. Vielleicht ist es so aber eher möglich, etwas von sich zu erkennen, was wichtig ist.
Aber, was ist schon wichtig? mag der fragen, der sich verloren hat. Aus dieser Frage tönt Resignation heraus, eine geschwundene Hoffnung, die einst da war und die einem eine Perspektive zum Leben gegeben hat. Manchmal ist ein solcher Ausblick aber nicht unbedingt kompatibel mit der Art wie uns die Menschen anschauen, was sie von uns erwarten. Und manchmal, oder auch vor allem, ist sie nicht kompatibel mit unserer deklarierten oder unwillkürlichen Anschauung unser selbst, unserer ureigenen Erwartung, wie wir sein sollten.
Das Sich-Verlieren ist so mehr wie ein Vorhang, der sich öffnet und den Blick auf etwas wirft, was abhanden gekommen ist.